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Nach einigen Versuchen gelang es mir, das Schloss aufzubrechen. In dem Schrank waren vier Ablagekörbe aufeinander gestapelt. Ich nahm sie heraus und durchsuchte sie nach einem Hinweis, was uns in unserem Fall weiterbringen würde. In einem waren sämtliche Bestellkarten von Restaurants. Mr. Pettson schien Fastfood zu lieben. Vor allem, wenn es auf Lieferung kam. Ich nahm mir den nächsten Korb vor. Ich hatte schon so ein Gefühl, dass ich gleich etwas finden würde. Andererseits machte mir gerade dieses Gefühl auch Angst. Was würde passieren, wenn ich nun nichts finden würde. Wir kämen in unserem Fall immer noch nicht weiter und müssten den Fall dann irgendwann aufgeben. Mein Sprichwort war: „Immer positiv denken“, und wandte mich den Gedanken ab. Aber tatsächlich. Ich fand wirklich etwas. Ich konnte nicht sagen, was es war, aber ich wusste, dass ich etwas bedeutendes gefunden hatte.
Auf einem Notiz-zettel war notiert: „1 Melanerpes erythrocephalus 850 Dollar Brett Leonard 762035“. Ich verstand gar nichts. Irgendetwas sollte 850 Dollar kosten. Und 762035 könnte eine Telefonnummer sein. Sie könnte dem Brett Leonard gehören, der auf dem Zettel erwähnt wurde. Trotzdem half mir das nicht weiter. Ich wusste auch nicht, ob das überhaupt etwas mit unserem Fall zu tun hatte. Ich steckte den Zettel vorsichtshalber ein und suchte weiter. Dann stieß ich auf einen Zeitungsartikel. Er handelte über Carl Pettson. In dem Artikel stand, dass er einen Tierhof aufbauen wollte um die seltene Vogelart Rotkopfspecht zu schützen, die Vögel zu pflegen und anschließend wieder in die freie Natur zu entlassen. Jetzt schoss es mir durch den Kopf. Melanerpes erythrocephalus hieß nichts anderes als Rotkopfspecht. Er lebte in den USA, war in letzter Zeit aber selten geworden. Ich verspürte Freude, weil ich endlich eine heiße Spur hatte. Mr. Pettson wollte in der Zeitung darauf aufmerksam machen, dass er auf der Suche nach Rotkopfspechten war. Wer einen gefunden hatte, sollte ihn zu Mr. Pettson bringen. Er wollte sie jedoch nicht pflegen, sondern sie für viel Geld an einen Brett Leonard verkaufen. Damit nicht aufflog, was er plante zu machen, suchte er sich einen von der Stadt abgelegenen Ort: Einen Schrottplatz. Deshalb war er also so an dem Schrottplatz von meinem Onkel interessiert.
Es war schon nach zwei Uhr, als ich auf die Uhr schaute. Ich war erstaunt, wie schnell die Zeit vergangen war. Ich musste mich jetzt beeilen. Ich wusste zwar nicht, wo Mr. Pettson war, er konnte aber jeden Moment zurück sein. Zu spät. Kaum hatte ich den Gedanken zu ende gedacht, fuhr ein Wagen auf das Grundstück. Es war eindeutig zu erkennen: Es war Mr. Pettson. Ich erschrak und wurde ganz hektisch. Ich konnte nun nicht aus dem Fenster steigen, um zu flüchten. Dann würde er mich sehen. Eine Jagd mit der Zeit begann. Ich steckte nun auch den Zeitungsartikel ein. Anschließend verließ ich schnell das Zimmer. Während ich leise die Tür zuzog, hörte ich, wie das Schloss aufgeschlossen wurde und die Tür sich öffnete. Ich schaute mich schnell um. Doch ich war zu aufgebracht, um noch klar zu denken. „Was nun?“, dachte ich „Wohin jetzt?“.Ich sah hinüber zu einer Tür. Ich wusste nicht, was hinter ihr war, doch mir blieb keine Zeit. Pettson war bereits auf dem Weg nach oben.
Die Tür war zum Glück angelehnt. Ich drückte sie leise aber schnell auf und lehnte sie schnell wieder an. Es war das Schlafzimmer. Pettson steuerte direkt auf das Schlafzimmer zu. Mir war klar, dass ich in einer Sackgasse war, aber ich wollte es nicht wahr haben. Ich legte mich hin und kroch unter das Bett. Er öffnete die Tür. Das Licht blieb aus. Er zog seine Hose aus und legte sich ins Bett. Ich passte gerade unter das Bett und nun legte sich auch noch einer in das Bett, so dass sich das Bett auf mich presste. Ich musste mir das stöhnen verkneifen. Doch viel schlimmer war das Kribbeln, welches ich plötzlich in meiner Nase verspürte. Dann passierte es. Ich nieste. Mr. Pettson schrie auf, knipste seine Nachtlampe an und sprang auf. Er bückte sich und blickte unter das Bett.
Kapitel 10 Wo ist Justus?
(Peter erzählt)
Am frühen Morgen, es musste so um 9.00 Uhr gewesen sein, kam ich auf dem Schrottplatz an. Der Pick-up von Titus stand nicht dort und die Zentrale war ebenfalls verschlossen. Es schien keiner zu Hause zu sein. Ich kramte den Schlüssel aus meiner Tasche, um die Zentrale aufzuschließen. Doch es scheiterte an den Sicherheitsschlössern. Ich wurde sauer, weil Justus vergessen hatte, uns eine Zweitanfertigung des Schlüssels zu geben. Ich wusste aber auch, dass er meckern würde, wenn ich das Schloss mit meinem Dietrich aufbrechen würde. Mir fiel ein, dass wir ja früher einmal einen Geheimgang eingerichtet hatten. Er diente zur schnellen Flucht oder zum unbemerkten Betreten unserer Zentrale. Ich verließ den Schrottplatz um von der anderen Seite zum Geheimgang zu gelangen. Wir hatten ihn schon lange nicht mehr benutzt. Dadurch sind über den Eingang Büsche und Pflanzen gewachsen.
Es dauerte eine Zeit lang, bis ich den Eingang gefunden hatte. Ich stieß die Äste beiseite und rutschte durch das Rohr in die Zentrale. Am Ende des Tunnels war eine Gummiklappe. Ich krabbelte heraus und stand auf. Ich stand nun in der Zentrale. Mir fiel der Zettel auf dem Schreibtisch auf. Er musste von Justus sein. Ich las ihn mir durch. Er wollte weiter ermitteln. Wut stieg in mir auf. Hätte das nicht Zeit bis zum nächsten Morgen gehabt? Zumindest hätte er es mit uns absprechen können. Mir fiel auf, dass diverse Ausrüstung aus unserer Zentrale fehlte. Die Digitalkamera, unser Handy und eine Taschenlampe. Justus musste sie mitgenommen haben. Mein Blick fiel ein zweites Mal auf den Notizzettel. Er muss in der Nacht weggegangen sein. Ein ungutes Gefühl machte sich bemerkbar. Ich hatte schon selbst mitbekommen, dass Mr. Pettson keine freundliche Person war. Wenn Justus nun etwas zugestoßen war?
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